Die HVGP beim NRW-Dialogforum „Gesellschaftliche Weiterentwicklung in Zeiten der Partikularisierung“ des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung
Am 23. und 24. November fand das NRW-Dialogforum 2017 des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW) statt, auf dem die HUMBOLDT-VIADRINA Governance Platform (HVGP) durch Dr. Audrey Podann und Katja Treichel vertreten war. Das Thema des Dialogforums war die „Gesellschaftliche Weiterentwicklung in Zeiten der Partikularisierung“. In den Diskussionen zwischen organisierter Zivilgesellschaft, Politik und Wissenschaft ging es darum, ein besseres Verständnis über Partikularisierungstendenzen herzustellen und deren politische und soziale Auswirkungen zu ergründen.
Neben Podiumsdiskussionen z.B. zum Thema Rechtspopulismus im Netz und Panels z.B. zu Arbeiten 4.0 und die Entwicklung der Stadtgesellschaft wurde in sogenannten Tracks gearbeitet. Für diese Tracks konnten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Beiträgen bewerben, so dass die Gestaltung der Tracks gemeinsam mit den Trackleitern und den Teilnehmenden erfolgte. Für die Tracks wurde viel Zeit eingeräumt, was sich aus unserer Sicht sehr bewährt hat und was auch unseren guten Erfahrungen z.B. mit den ganztägigen Trialogen der HVGP entspricht. So war es durch das Track-Format möglich, ein deutlich besseres und multiperspektivisches Verständnis des Themenfeldes zu erreichen als durch die üblichen Formate wie Expertengespräche oder akademische Vorträge. Besonders interessant war dabei die Zusammensetzung der Teilnehmenden entsprechend dem transdisziplinären Profil des FGW aus Politik, Verwaltung, Stiftungen, Universitäten, Organisationen und Initiativen.
Wir beteiligten uns am Track „Schaffung politischer Räume zur gesellschaftlichen Integration“, der von Prof. Joachim Zweynert von der Universität Witten/Herdecke geleitet wurde, unterstützt durch Anemari Karacic, wissenschaftliche Referentin am FGW. Der Track ging inhaltlich von der Überlegung aus, dass der Neoliberalismus in den letzten drei Jahrzehnten zu einem stetigen Schrumpfen des politischen Raums geführt hat – von der Makro- bis auf die Mikroebene des sozialen Miteinanders. Eine zentrale Herausforderung politischer Steuerung ist demnach heute, den populistischen Integrationsaktivitäten bessere und gleichzeitig politisch attraktive Alternativen entgegenzustellen. Die Fragestellung des Tracks lautete entsprechend: Wie kann der politische Raum als Ort gesellschaftlicher Integration in einer Zeit zurückerobert werden, die auch weiterhin sehr stark durch ökonomische Sachzwänge und Leistungsdruck geprägt ist?
Die Vorträge, die im Rahmen dieses Tracks gehalten wurden, befassten sich mit grundlegenden Erkenntnissen zu Partikularisierung und erörterten, wie Desintegration verhindert und Resonanzbeziehungen gestärkt werden können. Neben theoretischen Überlegungen zu Immanuel Kant, Paul Krugman, oder Hartmut Rosa wurden konkrete Projekte bzw. Methoden zur gesellschaftlichen Integration vorgestellt, wie bspw. die Neue Nachbarschaft Moabit, Wandercoaching – ein Projekt zur Vernetzung und Aktivierung von Studierendeninitiativen, Stiftungsarbeit in Kommunen zum Thema Bildung und die Trialoge als deliberatives Format zur „gesellschaftliche Integration im vorstaatlichen Raum“.
Im anschließenden Worldcafé wurde diskutiert, wie die in den Vorträgen vorgeschlagenen Ansätze und Strategien für gesellschaftlicher Integration und Resonanz verstetigt werden und von der Mikro- auf die Makroebene gehoben werden könnten. Das HVGP-Team verantwortete dabei das Thema „Nachhaltigkeit in der Gestaltung von Resonanzbeziehungen“.
Die Tagung des FGW war mit ca. 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus vielen Regionen NRWs und unterschiedlichen Arbeitsfeldern ein spannendes Beispiel, wie Gesellschaft und Wissenschaft in die gemeinsame Problembearbeitung einsteigen können. Wir freuen uns auf die Tagungsberichte und hoffentlich weitere anregende Treffen in Düsseldorf oder Berlin.