#LeaveNoOneBehind – Solidarität trotz Corona
Die Situation an den EU-Außengrenzen und insbesondere in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln wird derzeit von der Berichterstattung zu Corona in den Schatten gestellt. Die Lage vor Ort ist jedoch weiterhin Besorgnis erregend. Um Aufmerksamkeit zu schaffen, haben sich viele Initiativen gebildet, unter anderem die Initiative #LeaveNoOneBehind, welche gemeinsam von der Seebrücke, Prominenten und Politiker*innen ins Leben gerufen wurde.
Unter dem Hashtag #LeaveNoOneBehind versammeln sich eine Reihe von Initiativen, Aktionen, Petitionen und offene Briefe. Das gemeinsame Ziel ist es, trotz der weltweiten Coronapandemie auf die Situation an den EU-Außengrenzen und in den Flüchtlingslagern aufmerksam zu machen. Denn die Situation in den ohnehin schon überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln spitzt sich weiter zu: Viele Menschen auf engstem Raum, unzureichende Wasser- und Gesundheitsversorgung, schlechte hygienische Bedingungen, keine Müllentsorgung und Brände. Das alles ist ein Nährboden für Krankheiten. Es ist keine Frage ob, sondern wann unter solchen Umständen dort die erste Person am neuartigen Coronavirus erkrankt. Eine Ausbreitung würde in den Lagern rasant fortschreiten, da die Schutzmaßnahmen (Bsp. Hygienevorschriften, social distancing, Mindestabstand), die in einer Reihe der EU-Mitgliedstaaten beschlossen wurden, nicht in den Lagern umsetzbar sind. Deshalb fordern viele Stimmen in der deutschen Zivilgesellschaft eine Evakuierung der Menschen aus den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln.
Zum Beispiel wird auf der #LeaveNoOneBehind-Website aktuell zu einer Petition an die nationalen Regierungen und die EU-Kommission aufgerufen. Gefordert wird unter anderem die sofortige Evakuierung der griechischen Flüchtlingslager, die Umsetzung der Schutzmaßnahmen vor Corona auf den griechischen Inseln sowie die Gewährleistung medizinischer Versorgung auch für Geflüchtete.
Neben der Petition werden unter #LeaveNoOneBehind auch offene Briefe verfasst. Bereits am 10. März ging ein Schreiben inklusive Videobotschaft an den Bundesinnenminister Horst Seehofer. Dabei forderten Prominente, Unternehmen, NGO´s und Privatpersonen dazu auf, dass der Innenminister sein Einvernehmen gibt, damit aufnahmewillige Städte und Kommunen besonders Schutzbedürftige von den griechischen Inseln aufnehmen können. Auch Amnesty International ruft derzeit zur Unterzeichnung eines Appells auf, der sich für die sofortige Evakuierung der Flüchtlingslager, die Aufnahme von besonders Schutzbedürftigen und die humanitäre Unterstützung Griechenlands einsetzt. Ein weiterer offener Brief mit der Aufforderung zur Aufnahme von Geflüchteten aus Griechenland von der Seebrücke Dortmund wird Ende März an das Bundeskanzleramt gesendet.
Da auch die Zivilgesellschaft wegen des Coronavirus weitestgehend zu Hause bleiben muss, wurden eine Reihe von Aktionen gestartet, die auch in Zeiten von ‚Abstandhalten‘ und ‚social distancing‘ funktionieren. Zum internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März, wurde beispielsweise mit einer Transparent-Aktion an Geflüchtete an den EU-Außengrenzen erinnert. Unter den Hashtags #LeaveNoOneBehind und #LeaveALightOn wurde vom 20.-22. März mit brennenden Lichtern in den Fenstern kollektive Solidarität ausgedrückt.
Auch Künstler*innen veröffentlichen derzeit im Namen von #LeaveNoOneBehind online Konzerte und andere Inhalte auf den Sozialen Netzwerken. Die Streaming-Plattform „United We Stream“ präsentiert jeden Abend die Vielfalt der Berliner Clubszene. Die Künstler*innen können über Spenden unterstützt werden. 8 % der Einnahmen kommen dem Fond der zivilen Seenotrettung zu Gute. Eine weitere Kunstaktion „Silhouettes of Solidarity“, die auf die Situation an den EU-Außengrenzen aufmerksam machen soll, wird von der Initiative EuropeMustAct durchgeführt. Bis zum 26. März können Fotos von menschlichen Umrissen eingeschickt werden, die zu einer virtuellen Landkarte zusammengefügt als eine enorme digitale Demonstration funktionieren soll. Des Weiteren sind Gesprächsrunden und Talks zum Thema Solidarität, u.a. zur Kampagne #LeaveNoOneBehind, für die kommenden Tage geplant.
Das zeigt, die Zivilgesellschaft ist auch im digitalen Raum kreativ, gut vernetzt und engagiert: #LeaveNoOneBehind!