Gesine Schwan, Laura Gerards Iglesias und Tara Ella Grimm analysieren in „Organisierte Interessen und Gemeinwohl“ die Defizite der bisherigen Bürgerbeteiligung und plädieren für eine Stärkung der repräsentativen Demokratie durch Multi-Stakeholder-Beteiligung. Dieses Format bringt Politik/Verwaltung, Wirtschaft, Gewerkschaften und organisierte Zivilgesellschaft in moderierten Aushandlungsprozessen zusammen, um konsensorientierte Lösungen für komplexe Fragen zu entwickeln.
Als zentrales Praxisbeispiel dienen die Kommunalen Entwicklungsbeiräte – seit ihrer Einführung in 10 Kommunen erfolgreich erprobt (fünf in Ost- und fünf in Westdeutschland) –, die lokale Herausforderungen wie Gesundheitsversorgung, Stadtentwicklung oder Klimaanpassung bearbeiteten. Sie erzielen hohe Zustimmung unter den Beteiligten und haben vielfach zu einstimmig beschlossenen und umgesetzten Strategien geführt.
Die Autorinnen empfehlen, zivilgesellschaftliche Organisation gezielt zu stärken, Multi-Stakeholder-Formate auf kommunaler Ebene auszuweiten und auch Nationale Entwicklungsbeiräte einzuführen, um polarisierende Themen wie Migration oder Steuergerechtigkeit konstruktiv zu bearbeiten und die Output-Legitimität der Demokratie zu erhöhen.