Relocation via Matching: eine Familie berichtet von ihrem Weg nach Deutschland

Bisher haben wir es bewusst vermieden, die persönlichen Geschichten der Menschen zu erzählen, die wir in unserem Projekt Re:Match auf deutsche Kommunen verteilt und in ihrer Relocation unterstützt haben. Unser Fokus lag darauf, den Menschen ein gutes Ankommen nach einer unsicheren Zeit der Flucht zu gewährleisten. Dazu gehört unserer Meinung nach ein sensibler Umgang mit den persönlichen Fluchterfahrungen und das Verständnis, dass es auch nach der Ankunft in Deutschland viele Herausforderungen zu meistern gibt. Umso mehr freuen wir uns, dass eine Familie, die dieses Jahr mit Düsseldorf gematched wurde, uns eigenständig angeboten hat, ihre Geschichte aufzuschreiben.

 

Relocation nach Deutschland! Ein schwieriger Weg mit einem wunderbaren Ausgang

Ich bin Mutter von drei Kindern, meinen zwei Söhnen (13 und 10) und meiner Tochter (7). Nach Kriegsbeginn sind wir nach Polen geflohen. Meine Tochter ist krank, sie hat eine Autoimmunkrankheit.  Mein jüngerer Sohn hat das Down-Syndrom und damit verbundene Krankheiten. Als der Krieg begann, gab es keine Medikamente mehr für meine Tochter, also mussten wir gehen. Für anderthalb Jahre haben wir in Polen gelebt, aber auch hier konnten meine Kinder nicht die medizinische Versorgung erhalten, die sie brauchen. Ab einem gewissen Punkt wurde die Unterstützung für Wohnkosten eingestellt, und eine Mutter mit drei Kindern konnte es sich nicht leisten, die jetzt für eine Unterkunft notwendigen 1000 Euro selbst aufzubringen. Ich sprach mit meiner Betreuerin von Habitat, die uns bei der Wohnungssuche in Polen geholfen hatte, und sie wies mich auf Re:Match hin.

Ich kontaktierte das Projekt und erhielt eine Antwort, in der ich auf eine Online-Konferenz hingewiesen wurde, in der das Re:Match Team alles darüber erklären würde, was es über eine Relocation via Matching nach Deutschland zu wissen gibt. Die Konferenz war sehr informativ und auch intensiv. Wir hatten alle die Möglichkeit, Fragen zu einer Teilnahme am Projekt zu stellen.

Es gab vieles zu verstehen, aber mir war schnell klar, dass ich mit meinen Kindern teilnehmen wollte. Um Re:Match in der Weiterentwicklung zu unterstützen habe ich mich auch entschlossen, an einer Fokusgruppe teilzunehmen und bekam hier die Möglichkeit, darüber zu sprechen, welche Bedarfe schutzsuchende Familien wie die meine mitbringen. Meine Tochter war bei dem Treffen der Fokusgruppe dabei und malte währenddessen ein Regenbogenhaus und ein Einhorn. Die Zeichnungen überreichte sie der Re:Match Projektkoordinatorin und sagte zu mir: „Mama, ich möchte meinen nächsten Geburtstag in meinem neuen Haus feiern!“.

Ein teilnehmendes Kind aus dem Re.Match Projekt malte für die Koordinator*innen ein Foto ihrer Vorstellung der neuen Heimatstadt. Zu sehen ist ein Haus, ein großer Regenbogen, ein Auto, die Sonne und ein Einhorn. Die Familie an Schutzusuchenden aus der Ukraine wurde nach Düsseldorf gematcht. Relocation via Matching: eine Familie berichtet von ihrem Weg nach Deutschland

Nachdem ich mich für eine Teilnahme meiner Familie an Re:Match entschieden hatte wurde ich zu einem persönlichen Interview eingeladen, um unsere Daten und Präferenzen für das Matching zu erfragen. Das Interview war sehr hilfreich, die Fragen waren detailliert und erklärend, so dass ich informierte Prioritäten setzen konnte. Ich wollte unbedingt, dass es klappt!!! Auf das Matchergebnis zu warten war schwierig.

Dann kam die lang erwartete Nachricht, dass der Algorithmus ein Match für uns errechnet hat, dass es Aufnahmekapazitäten für uns gibt und dass man uns jetzt dabei unterstützen wird, nach Deutschland zu relocaten – in eines der coolsten Länder der Welt, was Medizin und Gesellschaft angeht! Und sehr kosmopolitisch.

Ich habe das Match bestätigt und alle unsere Unterlagen weitergeleitet, damit das Re;Match Team diese mit „unserer“ Stadt zur Vorbereitung auf unsere Ankunft teilen konnte. Ich habe unsere Sachen gepackt und meinen Freund*innen Anweisungen geben, wann sie die Sachen nachschicken sollen, die wir nicht direkt mitnehmen konnten.

Das Re:Match Team hat alles bestens organisiert. Ich erhielt detaillierte Anweisungen für den Umzug, Fahrkarten, Reisepläne und Adressen. Das war eine große Hilfe, insbesondere, da ich allein mit 3 Kindern, 2 Koffern und 3 Taschen – für 4 Personen die nötigsten Dinge und Lebensmittel für die Reise – unterwegs war.

Auf der Reise gab es einige ungeplante Zwischenstopps aufgrund von starkem Regen. Zum Glück haben wir den Anschlusszug in Berlin nach Düsseldorf, unserem Ziel, trotzdem bekommen. Sobald wir vor Ort waren, folgten wir der Wegbeschreibung zu einem Hotel, die wir vom Re:Match Team erhalten hatten. Dort wurden wir von eine*r Mitarbeiter*in der Stadt in Empfang genommen. So schnell und unkompliziert, wie bisher alles erfolgte auch unsere Vorstellung im Amt für Migration und Integration. Jetzt warten wir auf die nächsten Schritte. Es ist unglaublich, wie gut koordiniert und effizient das Re:Match-Team mit der städtischen Verwaltung zusammenarbeitet.

Das Tolle an diesem großartigen Re:Match-Team ist, dass sie das, was sie sagen, auch tun. Das ist sehr beeindruckend und gibt einem ein gutes Gefühl in einer schwierigen persönlichen Situation. Mit der Relocation via Matching haben sie uns ein Ticket in ein neues Leben geschenkt. Alleine wäre mir das nicht möglich gewesen, obwohl die Relocation für meine Familie so wichtig war.

Ich umarme alle und bin sehr dankbar!!! Wir sind sehr glücklich, an Re:Match teilgenommen zu haben und jetzt in Düsseldorf fußfassen zu können.

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