Re:Match - Relocation via Matching

Datenbasiertes Matching von Schutzsuchenden und Städten für partizipative Relocation 

Logo des Pilotprojekts Re:Match der Berlin Governance Platform in vier Farben. Die jeweiligen EInzelstücke des Symbols matchen mit den anderen zusammen und ergeben ein passendes Ganzes.

Re:Match ist ein innovatives Matching-Projekt, das Solidarität in der Europäischen Union (EU) und die Verteilung von Schutzsuchenden neu und partizipativ denkt: Im Gegensatz zu herkömmlichen Prozessen berücksichtigt es die individuellen Profile und Präferenzen der Schutzsuchenden und gleicht sie mit den infrastrukturellen Rahmenbedingungen und Kapazitäten der Kommunen ab. Dadurch eröffnet Re:Match Schutzsuchenden bessere Zukunftsperspektiven und bietet Kommunen bessere Planungsmöglichkeiten.

 

Das Matching erfolgt durch einen Algorithmus, um beide Seiten bestmöglich zusammenzubringen. In der Pilotphase 2023 wurden 78 ukrainische Schutzsuchende, die sich in Polen aufhielten, durch das daten- und präferenzgesteuerte Verfahren erfolgreich mit sechs deutschen Kommunen gematcht und in ihrer Relocation unterstützt . Eine zweite Matching- und Relocation-Phase wurde im Sommer 2024 mit dem Ziel durchgeführt, die weiterentwickelten Re:Match-Prozesse anzuwenden und neue Erkenntnisse und Daten zu gewinnen. Dadurch stieg die Gesamtzahl an Schutzsuchenden, die über Re:Match in 8 deutsche Kommunen relocated wurden, auf 137.

 

Re:Match entsteht in enger Kooperation mit internationalen Partner*innen (Pairity, SalamLab, Right to Protection), Kommunen und Schutzsuchenden. Gemeinsam zeigen wir auf, wie partizipative und solidarische Wege für eine kommunale und passgenaue Aufnahme von Schutzsuchenden in Deutschland und anderen EU-Mitgliedstaaten entwickelt werden können. Damit präsentiert das Projekt einen innovativen Lösungsbeitrag zu gerechter und effektiver Verteilung, effizienter Aufnahme und gelungener Integration. So sollen gleichzeitig EU-Außengrenzstaaten entlastet und Schutzsuchende sowie Kommunen in der Aufnahme und Integration unterstützt werden.

 

Unsere Publikationen zum Thema Matching

Titelbild des Erkenntnis- und Empfehlungsbericht zum BGP Projekt Re:Match - Relocation via Matching
>> Die erfolgreiche Pilot-Implementierung von Re:Match zeigt, dass eine menschenrechtsbasierte und partizipative europäische Migrationspolitik unter Beteiligung von Schutzsuchenden und Kommunen möglich ist. <<
Evaluation: 12 Monatsergebnisse (2025)
Evaluation: 6 Monatsergebnisse (2024)
Berlin Governance Platform Pairity Re:Match - Relocation via Matching Transition to Stability: 12-Month Results Pilot Project Evaluation January 2025
Berliner Governance Platform Pairity Re:Match - Relocation via Matching - Von der Ankunft zur Zugehörigkeit: Ergebnisse nach sechs Monaten Evaluation Pilotprojekt September 2024
Titelbild des Zwischenbericht zum BGP Pilotprojekt Re:Match - Relocation via Matching

Das Re:Match Verfahren in Kürze

Erfolgreicher Implementierungsprozess

1. Co-Design der Match-Kriterien und des Algorithmus

Der Re:Match-Präferenzalgorithmus wurde von Pairity entwickelt und basiert auf jahrelanger Erfahrung im algorithmischen Matching von Schutzsuchenden. In enger Zusammenarbeit mit den Umsetzungspartner*innen wurde er anschließend in einem partizipativen Prozess (Workshops, Fokusgruppen und kontinuierliches Feedback) mit geflüchteten Ukrainer*innen und teilnehmenden Städten für den Projektkontext angepasst. Den Teilnehmenden soll so die Möglichkeit zu Autonomie, Zusammenarbeit und Selbstbestimmung gegeben werden. 

2. Datenerhebung: Städte

Die städtischen Daten werden von kommunalen Kontaktpersonen in digitalen Fragebögen erfasst, die statische und dynamische Informationen wie Unterbringungskapazitäten, Arbeitsmarktbedarfe und verfügbare Dienstleistungen abfragen. Viele Kommunen hoben positiv hervor, dass durch diesen Prozess die Zusammenarbeit zwischen kommunalen Abteilungen gefördert wurde. Zur Verbesserung der Datenqualität und Skalierbarkeit gilt es, digitale Tools und automatisierte Prozesse zu etablieren, bestehende Schnittstellen zu identifizieren und nutzbar zu machen sowie praktikable und sichere Lösungen für datenschutzrechtliche Herausforderungen zu finden.

3. Datenerhebung: Schutzsuchende

Biographische Daten, Bedarfe und Präferenzen der Schutzsuchenden werden in  traumasensiblen Interviews von geschulten (ukrainischen) Mitarbeiter*innen mit eigener Fluchterfahrung abgefragt und datenschutzkonform in den Algorithmus eingespeist. Die persönlichen Interviews ermöglichen die Beantwortung von Fragen seitens der Schutzsuchenden und bieten die Möglichkeit eines ersten Erwartungsmanagements. Teilnehmende schätzen die Transparenz und gaben wertvolles Feedback, durch das der Interviewprozess weiter verbessert werden konnte. 

4. Match-Generierung: Funktionsweise des Algorithmus

Schutzsuchende werden mithilfe des Re:Match-Algorithmus individualisiert und bedarfsorientiert mit den teilnehmenden Kommunen gematcht. Das kollektive Wohlergehen der Teilnehmenden und Städte wird dabei optimiert, indem der Algorithmus die besten Matches auf Basis von Präferenzen, Bedarfen und Kapazitäten ermittelt. Im ersten Schritt prüft der Algorithmus Ein- und Ausschlusskriterien wie barrierefreien Wohnraum oder spezifische Anforderungen, um ungeeignete Optionen auszuschließen. Im zweiten Schritt bewertet er die Qualität der möglichen Matches (Match-Scores) und maximiert die Ressourcenverteilung für die gesamte Kohorte, um ein Gleichgewicht zwischen individuellen und kollektiven Bedürfnissen zu schaffen. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, werden Millionen möglicher Match-Kombinationen berechnet. 

5. Übermittlung der Match-Ergebnisse & Relocation

Das Re:Match-Team bereitete individualisierte Informationen für Schutzsuchende und Städte vor, um den Matching-Prozess transparent zu gestalten und Erwartungen zu managen. Teilnehmende erhielten detaillierte Match-Ergebnisse mit Begründungen, praktischen Informationen wie Unterkunftsdetails und einen Ankunftsleitfaden. Dies förderte die Zufriedenheit und Vorintegration der Schutzsuchenden. Städte erhielten ein Datenpaket zu den Teilnehmenden, das biometrische Informationen, Bedürfnisse und berufliche Hintergründe beinhaltete, um Ankunft und Aufnahme vorbereiten zu können.  

Die ukrainischen Teilnehmenden konnten über die Annahme oder Ablehnung des Matchs entscheiden. Dies wurde durch die europäische Richtlinie für temporären Schutz für ukrainische Geflüchtete ermöglicht und muss für andere Anwendungsfälle gegebenenfalls angepasst werden. Die Reisen der Schutzsuchenden wurden vom Team der Berlin Governance Platform organisiert. 

6. Entwicklungsbegleitende Evaluation

Während der Implementierung von Re:Match wurde eine entwicklungsbegleitende Evaluation durchgeführt, die Echtzeit-Feedback – und damit eine kontinuierliche Anpassung und Verbesserung – ermöglicht. Da das Matching in Kohorten durchgeführt wurde konnten die Ergebnisse jeweils direkt ausgewertet und in der nächsten Kohorte umgesetzt werden. Beispielsweise führten die durch eine Fokusgruppe mit Teilnehmenden der Phase I gewonnenen Erkenntnisse zu verbesserten Kommunikations- und Erwartungsmanagement-Prozessen in Phase II, wodurch die Zufriedenheit der Teilnehmenden gesteigert werden konnte.

Bedarfsgemeinschaften in der Matching-Umsetzung

23x Alleinerziehende Mütter mit Kind(ern) 10x mehr als zwei Erwachsene 9x Einzelpersonen 4x Allerziehende Mütter mit Kind(ern) und Großmutter 9x Movilitätseinschränkungen 6x Paare mit Kind(ern)

Pilotphase (2023): Erstmalige Umsetzung eines kapazitäten-, bedarfs-, und präferenzbasierten Matchings

Im Sommer 2023 pilotierte Re:Match gemeinsam mit Pairity und Salam Lab erstmalig das zuvor entwickelte Matching-Verfahren. In drei Kohorten wurden 78 ukrainische Schutzsuchende mit 6 deutschen Kommunen gematched und in ihrer Relocation unterstützt. Die Daten und Ergebnisse dienten als Grundlage für zwei Berichte (s.u.) und die Weiterentwicklung des Verfahrens, des Algorithmus und der Matching-Kriterien. 

Phase II (2024): Gelerntes umsetzen, neue Erkenntnisse und Daten generieren

Im Sommer 2024 brachte Re:Match gemeinsam mit Pairity und Right to Protection die Erkenntnisse aus der Pilotphase direkt in die Umsetzung. In einer zweiten Matching- und Relocationphase, bestehend aus zwei Kohorten, wurden schließlich 59 ukrainische Schutzsuchende mit 7 deutschen Kommunen gematched und in ihrer Relocation unterstützt. Damit sammelt das Projekt weitere wertvolle Erfahrungen und Daten, um das Verfahren für eine mögliche Skalierung weiterzuentwickeln. Diese zusätzlichen Daten werden laufend ausgewertet und veröffentlicht.

Technische Weiterentwicklung und strategische Vernetzung

Re:Match setzt einen starken Fokus auf relevante Partnerschaften und gezielte Zusammenarbeit mit Schutzsuchenden und Kommunen sowie Akteur*innen aus Politik und Verwaltung, Wissenschaft und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen. Erkenntnisse zu teilen und gemeinsam an einer Verbesserung der Matching-Kriterien, des Algorithmus sowie der Relocation- und Aufnahmeprozesse zu arbeiten, soll die positive Wirkungsweise von Re:Match nachhaltig verfestigen. Ebenso prüfen wir, wie die Prozesse angepasst werden müssen, um das Matching-System für unterschiedliche Gruppen von Schutzsuchenden anwenden zu können.

Durch einen engen Austausch mit politischen Entscheidungsträger*innen auf europäischer, nationaler und kommunaler Ebene sollen Anwendungsmöglichkeiten identifiziert und Unterstützung für die Idee generiert werden.

Das Re:Match Projekt wird aktuell umgesetzt.

  • Genauere Infos und Updates zur Implementierung finden Sie auf der mehrsprachigen Projektwebsite.
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  • Sie haben Fragen, Anregungen oder Ideen für Folgeprojekte? Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf: info[at]rematch-eu.org

Aktuelles zu Migration & Matching an der Berlin Governance Platform

Wissenschaftliche Erwähnungen

Re:Match als Beispiel in der digitalen Kategoriesierung „Technologies of Resistance : An Emerging Digital Layer in Human Migration“ (Aapti Institute, 2025)

Guidelines on the EU approach to community sponsorship (European Union Agency for Asylum, S.24, Dezember 2024)

Cities and migrants‘ rights in the era of digitalisation (Friedrich-Ebert-Stiftung, S.13, Oktober 2024)

Approaches to Matching in Sponsorship and Complementary Pathways for Refugees and Other People in Need of International Protection (Migration Policy Institute und Comet, S. 4, August 2024)

ECRE Comments on the regulation of the European Parliament and of the Council on asylum and migration management, amending regulations (EU) 2021/1147 and (EU) 2021/1060 and repealing regulation (EU) No 604/2013 (ECRE, S.79, Mai 2024)

Ethically informed algorithmic matching and refugee resettlement (Forced Migration Review 73, Digital Disruption and Displacement, S.63ff., Mai 2024)

Handlungsleitfaden: Wie Kommunen Menschen schützen können (Moving Cities, S.20, April 2024)

Jahresgutachten 2024: Kontinuität oder Paradigmenwechsel? Die Integrations- und Migrationspolitik der letzten Jahre (SVR, S. 171, 2024)

What Role Could Digital Technologies Play in the New EU Pact on Migration and Asylum? (Migration Policy Institute und Robert Bosch Foundation, S.7, Dezember 2023)

Why Matching Matters: Improving Outcomes in Refugee Sponsorship and Complementary Pathways (Migration Policy Institute, Oktober 2023)

Automating Immigration and Asylum: The Uses of New Technologies in Migration and Asylum Governance in Europe (Refugee Studies Centre, University of Oxford, S.63, Januar 2023)

Event-Aufzeichnungen

Aufzeichnung des Online-Austausch „Algorithmus für faire Verteilung von Schutzsuchenden“ (Bertelsmann Stiftung, auf Deutsch, Mai 2024)

Aufzeichnung der Report Veröffentlichung „Introducing Re:Match – Relocation via Matching“ (auf Englisch, Februar 2024)

Weitere Projekte zum Thema Migration

  • Logo und eine Kommune des Pojekts Re:MatchJob der Berlin Governance Platform in vier Farben. Die jeweiligen EInzelstücke des Symbols matchen mit den anderen zusammen und ergeben ein passendes Ganzes.

    Re:MatchJob

    Re:MatchJob widmet sich für gelungene Arbeitsmarktintegration und partizipative Relocation der Weiterentwicklung des datenbasierten Matchings von Schutzsuchenden und Städten anhand des fokussierten Ausbau von Matching-Kriterien und -Prozessen, die dazu beitragen sollen, […]
  • Logo und eine Kommune des Pilotprojekts Re:Match der Berlin Governance Platform in vier Farben. Die jeweiligen Einzelstücke des Symbols matchen mit den anderen zusammen und ergeben ein passendes Ganzes.

    Re:Match

    Re:Match pilotiert datenbasiertes Matching von Schutzsuchenden und Städten für partizipative Relocation. Das bedarfsorientierte und individualisierte Matching mithilfe eines Algorithmus in aufnahmebereite Kommunen ist ein innovativer Lösungsbeitrag für eine menschenrechtsbasierte europäische […]
  • Aud diesem Headerbild wird ein Symbol für Vernetzung in den Farben der Berlin Governance Platform über ein Bild einer Kommune gezeigt. Das Projekt hierfür ist im Bereich Migration und lautet Netzwerke für ein Welcoming Europe.

    Netzwerke für ein Welcoming Europe

    In einer Karte wurde Akteure und Netzwerke im Bereich Migration in Europe identifiziert und vernetzt sowie strategische Partnerschaften aufgebaut.
  • Foto von Teilnehmenden des Trialoges „Ernährung, Gesundheit und sozialer Zusammenhalt“

    Trialog-Reihe Social Cohesion

    Im Rahmen der „Grand Challenge Social Cohesion“ Initiative der BUA wurde im Spätsommer und Herbst 2022 die dreiteilige Trialog-Reihe „Social Cohesion“ veranstaltet. Im Fokus stand der transdisziplinäre Austausch von 6 Exploration Projects […]
  • Unterkunft von Geflüchteten in Berlin

    Wie können Geflüchtete in Berlin eine angemessene und bezahlbare Unterkunft finden? Inmitten eines angespannten Wohnungsmarkts und zahlreicher Zugangsbarrieren entwickeln wir mit Politik, Zivilgesellschaft und Immobilienwirtschaft Ideen für mögliche Lösungen.
  • CERV Projekt Cities4Refugees

    Cities4Refugees

    Cities4Refugees ist ein Projektkonsortium aus den solidarischen europäischen Städten Berlin, Villeurbanne und Zagreb sowie den NGOs Berlin Governance Platform, BBAG und Studio Rizoma. Das zweijährige Projekt hat das Ziel, eine strategische […]
  • Auf einer Karte Europas sind Spielsteine aufgestellt, auf denen "Municipal Development" zu lesen ist. Das Projekt Kommunale Integrations-und Entwicklungsinitiative im Migrationsbereich der Berlin Governance Platform erarbeitete mehrere Konzepte und Projekte hierzu.

    Kommunale Integrations-und Entwicklungsinitiative

    Die Kommunale Integrations- und Entwicklungsinitiative (MIDI) setzt auf der lokalen Ebene an und entwickelt Governance Konzepte, in denen Kommunen eine zentrale Rolle einnehmen. Eine gemeinsame, partizipative Gestaltung der kommunalen Entwicklung […]
  • From the Sea to the City

    From The Sea To The City (FSTC) ist ein europäisches zivilgesellschaftliches Netzwerk, das aus mehreren NGOs und politischen Basisinitiativen besteht. Gemeinsam setzen wir uns in der europäischen Öffentlichkeit mithilfe innovativer […]
  • Der Europäische Integrations- und Entwicklungsfond

    Kommunen, die sich bereit erklären Schutzsuchende aufzunehmen, sollten mit einem finanziellen Anreiz gestärkt werden. Dafür schlagen wir die Einrichtung eines EU-Fond vor, bei dem die Kommunen direkt finanzielle Mittel beantragen […]