Wie bewerten Re:Match-Partnerkommunen das datengestützte Matching von Schutzsuchenden und Städten?

Acht Kommunen aus fünf deutschen Bundesländern haben über die letzten zwei Jahre hinweg gemeinsam mit uns ein datengestütztes Matching von Schutzsuchenden und Städten entwickelt, pilotiert und evaluiert. Ihr Engagement für Re:Match – Relocation via Matching, parallel zum kommunalen Alltag und der Aufnahme über das Regelsystem, ist bemerkenswert und Ausdruck dafür, dass der Bedarf nach innovativen Lösungsbeiträgen und neuen Wegen im Migrationsmanagement groß ist. Der Erfolg des Matching-Verfahrens zeigt sich besonders in den Kommunen, in denen die schutzsuchenden Menschen aufgenommen werden. Ergänzend zu unserem regelmäßigen persönlichen Austausch haben wir unsere Partnerkommunen deswegen standardisiert befragt, wie sie Re:Match nach zwei Jahren gemeinsamer Pilotierung bewerten.

„Halten Kommunen ihre Teilnahme an einem Pilotprojekt wie Re:Match für wichtig und warum?“

Nach zwei Jahren Pilotphase bewerten unsere Partnerkommunen die Teilnahme an Projekten wie Re:Match als äußerst wichtig. Bislang werden Kommunen nur selten aktiv in politische Prozesse eingebunden, die den Rahmen für die Aufnahme Schutzsuchender vor Ort gestalten. Umso mehr schätzen sie die Möglichkeit, innovative Ansätze zur Verteilung und Integration von Schutzsuchenden mitzugestalten und damit zukunftsfähige Lösungen zu fördern, die auf kommunalen Erfahrungen aufbauen. Unsere Partnerkommunen betonen zudem, dass die Teilnahme an Pilotprojekten nicht nur einen motivierenden Effekt auf die beteiligten Mitarbeitenden hat, sondern auch das Engagement für eine beteiligungsorientierte Migrationspolitik stärkt. Das ist besonders wichtig in Themenbereichen wie dem der Migration und Integration, in dem Beteiligung und Mitsprache, gemeinsame Gedankenexperimente und Raum zum Ausprobieren Mut für die Zukunft machen können.

„Welche positiven Aspekte einer Teilnahme an Re:Match heben Kommunen hervor?“

In einem Co-Design Prozess, an dem das Projektteam und verschiedene Kommunen beteiligt waren, wurde der algorithmusbasierte Matching-Ansatz entwickelt. Dieser ermöglicht eine gezieltere Zuweisung, bei der die persönlichen Bedarfe und Präferenzen der Schutzsuchenden mit den Kapazitäten und infrastrukturellen Rahmenbedingungen der Kommunen abgestimmt werden. Kommunen begrüßen, dass dieser gemeinsam entwickelte Ansatz in die Praxis umgesetzt wurde, und bestätigen die positive Wirkung auf lokale Prozesse. Sie hoben positiv hervor, dass zwischen den verschiedenen Matching-Phasen ein enger konstruktiver Austausch zwischen den Kommunen und dem Projektteam geführt wurde in dessen Folge die Prozesse stetig und merklich verbessert werden konnten. Während die Kommunen – wie auch die ankommenden Menschen selbst – den Spracherwerb in den ersten Monaten als vorrangig betrachten sehen sie auch mit Blick auf die Berücksichtigung von lokalen Arbeitsmarktbedarfen und bereits vorhandenen Qualifikationen der Schutzsuchenden Potenzial in der Zuweisung per Matching – und bringen viele Ideen dazu mit, wie dieser Aspekt in den nächsten Entwicklungsschritten zu einer Win-Win-Situation für beide Seiten ausgebaut werden kann. Darüber hinaus berichteten die Kommunen, dass die Teilnahme an Re:Match wichtige Impulse zur Weiterentwicklung kommunaler Praktiken im und über den Projektkontext hinaus gesetzt hat. So wurden eine intensivere Vernetzung innerhalb kommunaler Strukturen gefördert, neue Perspektiven eröffnet, Diskussionen angeregt und innovative Denkprozesse in Bewegung gesetzt.

„Inwiefern hat Re:Match die Planung und den Ankommensprozess verändert/verbessert im Gegensatz zum normalen Zuweisungsprozess?“

Partnerkommunen berichten, dass Schutzsuchende, die über Re:Match zugewiesen wurden, mit realistischerer Erwartungshaltung, besser informiert und motivierter ankommen.  Sie unterstützen daher sehr, dass auch die Schutzsuchenden partizipativ und transparent in den Matching-Prozess eingebunden werden und stellen fest, dass dies die für ein gelungenes Ankommen wichtige Vorabintegration sehr fördert. Die Kommunen selbst konnten den Ankommensprozess durch die frühzeitige Bereitstellung detaillierter Informationen und Daten über die Schutzsuchenden durch das Re:Match Projektteam gezielter vorbereiten und verbessern.  Im regulären Zuweisungsprozess, der oft kaum Vorlauf bietet und weniger Detailinformationen umfasst, ist dies nicht im selben Ausmaß möglich. Im Rahmen der Aufnahme über Re:Match wurden beispielsweise Anträge auf Leistungen bereits im Vorfeld ausgefüllt, Schulplätze bereitgehalten, Informationsmaterialien in der Sprache der Neuankömmlinge erstellt und notwendige medizinische Versorgungen vorab organisiert. Informationen zu Matching-Kriterien und Präferenzen erleichterten zudem den schnellen Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen lokalen Mitarbeitenden und den ankommenden Schutzsuchenden und unterstützten eine passgenaue Integration.

„Waren Art und Umfang wie Kommunen in die Entwicklung des Projektes eingebunden wurden gut und hilfreich?“

Die Kommunen empfanden ihre Einbindung in die Entwicklung von Re:Match als sehr positiv und hilfreich. Besonders der initiale Workshop wurde hervorgehoben, da er half, das Projekt, seine Potenziale und Grenzen zu verstehen und von den Erfahrungen anderer Kommunen zu lernen. Auch die Fragebögen, über die Kommunen im Verlauf des Matching-Verfahrens ihre Daten an den Algorithmus übermittelten, konnten in einem strukturierten, gemeinsamen Prozess an die lokalen Arbeitsweisen und Bedürfnisse angepasst werden. Der unkomplizierte 1:1-Austausch mit dem Projektteam sowie ein weiterer Workshop zum Ende der ersten Pilotphase förderten laut den teilnehmenden Kommunen die Transparenz des Prozesses und stärkten das Gemeinschaftsgefühl zwischen den kommunalen Partnern und dem Projektteam. Die stets gute Erreichbarkeit des Re:Match-Teams und die Offenheit für Anregungen trugen zusätzlich zu einer wertschätzenden Zusammenarbeit bei. Zukünftig, so sind sich Projektteam und Kommunen einig, sollten auch Bund und Länder an der Erprobung von neuen Ansätzen mitwirken und so die Weiterentwicklung und Verbesserung von bestehenden Systemen fördern.

„Wäre eine (weitere) Digitalisierung innerhalb der Kommunen hilfreich und wünschenswert, um generell das Migrationsmanagement zu entlasten und zukunftsfähig aufzustellen?“

Eine verstärkte Digitalisierung innerhalb der Kommunen wird als dringend und wünschenswert angesehen. Digitale Schnittstellen könnten die Zusammenarbeit mit anderen Behörden, wie etwa Jobcentern, erleichtern und den Austausch relevanter Daten effizienter und nutzbarer gestalten. Eine Herausforderung sehen die Kommunen im datenschutzkonformen und sicheren Transfer von Informationen, für den gemeinsame Lösungen gefunden werden müssen. Die bereits bestehenden technischen Möglichkeiten und der durch die Covid-19-Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub verdeutlichen das Potenzial einer erweiterten digitalen Vernetzung – die durch gezielte Maßnahmen zur Förderung eines zukunftsfähigen Migrationsmanagements beitragen könnten.

 

Die Evaluation von Re:Match zeigt deutlich, dass datengestützte Matching-Ansätze nicht nur innovative Impulse für das Migrationsmanagement setzen, sondern auch einen konkreten Mehrwert für die Praxis der teilnehmenden Kommunen bieten. Und die acht Re:Match-Partnerkommunen sagen: Das Ausprobieren hat sich gelohnt! Der Erfolg des Projekts unterstreicht die Bedeutung von Pilotprojekten als Treiber für innovative, nachhaltige Lösungen im Bereich der Aufnahme und Integration Schutzsuchender. Das Re:Match Projektteam freut sich daher sehr auf die nächsten gemeinsamen Entwicklungsschritte auf dem Weg zu einem echten Lösungsbeitrag für ein solidarisches, pragmatisches und partizipatives Migrationsmanagement!

Relocation via Matching: Wie bewerten Re:Match-Partnerkommunen das datengestützte Matching von Schutzsuchenden und Städten?

Re:Match-Partnerkommunen berichten über ihre Erfahrungen und Einschätzungen des datengestützten Matchings von Schutzsuchenden und Städten.
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