Der Wohnungsmarkt in Berlin ist aktuell angespannt. Es werden zu wenig neue Wohnungen gebaut, Sozialwohnungen fallen aus der Zweckbindung, geeignete Grundstücke werden zur Mangelware und die Mieten steigen kontinuierlich. Fast alle Menschen in Berlin, die auf der Suche nach einer Mietwohnung sind, betreffen die Konsequenzen. Geflüchtete Personen spüren sie besonders stark. Sie suchen oft jahrelang nach Wohnraum und harren währenddessen in oftmals überfüllten Unterkünften aus.
Mit unserem Projekt möchten wir den Ursachen für die problematische Wohnungssituation für Geflüchtete in Berlin genauer auf den Grund gehen. Dabei ist es uns wichtig, die Komplexität des Themas zu berücksichtigen und transparent Informationen zu teilen. Im zweiten Schritt möchten wir engagierte Menschen und Entscheidungsträger*innen ins Gespräch miteinander bringen. Denn letztlich sind wir überzeugt, dass kein Akteur alleine die aktuellen Herausforderungen lösen kann. Wenn sich auf dem Wohnungsmarkt etwas zugunsten von Geflüchteten ändern soll, dann braucht es den Einsatz aller dafür: Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.
Das Projekt wird gefördert von der Open Society Foundation.
08/2023 – 07/2024
„Wird Migration als störende, vorübergehende Krise verstanden oder als dauerhaftes Geschehen, das man positiv gestalten kann? Nur die zweite Perspektive bietet die Chance, Migration als Win-win-Situation zu begreifen und zu nutzen. Umso wichtiger ist es, die Ausgangslage und die Bedürfnisse aller Beteiligten zu verstehen. Die Publikation ‚Berliner Stimmen‘ von Julia Kaesemann bietet dafür eine hervorragende Basis.“
– Prof. Dr. Gesine Schwan
Dafür sprechen wir mit Menschen aus der Politik, aus der Verwaltung, aus der Zivilgesellschaft und der (Immobilien-)Wirtschaft. Durch diese Hintergrundgespräche, ca. 60 Interviews und Besuche vor Ort, haben wir bis zum Sommer 2024 zahlreiche Perspektiven und Ideen zusammengetragen. Sie alle sind in die Publikation „Berliner Stimmen – Zum Wohnraum von Geflüchteten in der Hauptstadt“ eingeflossen, die wir im Juni 2024 veröffentlichen konnten. Besonders beleuchten wir darin:
„In Städten bleibt zu beobachten, dass man sich schwertut mit der Dynamik im Fluchtgeschehen und mit der Unsicherheit und Unkalkulierbarkeit, die damit einhergeht. Es fehlt an guten Lösungen, wie man mit Fluktuation und sich ständig ändernden Zahlen umgehen kann.“
Dr. B. Reimann, Deutsches Institut für Urbanistik
„Konservativ geschätzt sollten wir darauf hinarbeiten, dauerhaft bis zu 60.000 Menschen in Berlin unterbringen zu können, wobei manchen Hochrechnungen sogar noch von höheren Zahlen ausgehen. Die dafür aktuell fehlenden Strukturen müssen dringend aufgebaut werden.“
O. Nöll, Stadtrat Friedrichshain-Kreuzberg
„Spätestens seit ca. 2018 kann man die Wohnungssituation in Berlin als Notstand bezeichnen. Ohne Wohnberechtigungsschein, Teilnahme an Projekten oder Zugang zu den wenigen Sonderkontingenten hat man mittlerweile schlechte Chancen auf bezahlbaren Wohnraum.“
I. Giwer-Gaul, Gewobag AG Berlin
„Man muss mit Respekt anerkennen, wie viele Menschen Berlin aufnimmt und unterbringt. Was uns dennoch Sorgen macht, ist, dass es sich seit Jahren nur um Notmanagement handelt. Wir kommen aus einem Krisenmodus nicht heraus und reagieren nur, anstatt zu agieren.“
H. Spöhr, Der Paritätische Wohlfahrtsverband e.V.
Ebenfalls im Juni 2024 fand am Brandenburger Tor ein Trialog statt, bei dem wir Vertreter*innen aus allen Sektoren an einen Tisch zusammenbringen konnten. Rund 70 Personen, die sowohl strategisch als auch operativ mit den Themen Unterbringung in Berlin befasst sind, folgten unserer Einladung – darunter auch vier Personen, die in Impulsvorträgen einen Überblick über den Status Quo ihrer Arbeit gaben:
Moderiert durch Prof. Dr. Gesine Schwan entstand im Plenum ein Raum für den Austausch und die Diskussion verschiedener Lösungsstrategien. Ergänzend teilten sich die Teilnehmenden am Nachmittag in drei Workshops auf, um konkret den Fokus auf besonders herausfordernde Aspekte zu richten: Unterstützt von der Stiftung Hoffnungshäuser aus Baden-Württemberg arbeitete der erste Workshop zum Thema Leuchtturmprojekte in Unterbringung und privatem Wohnungsmarkt für Geflüchtete. Workshop Nummer zwei unter der Leitung von ASUM gGmbH und Fair mieten – Fair wohnen beschäftigte sich mit dem Thema Benachteiligung Geflüchteter auf dem Wohnungsmarkt. Und Workshop Nummer drei, moderiert durch moveGLOBAL und interkular gGmbH, widmete sich der Frage, wie Engagierte sich vor Überforderung bei der Arbeit mit Geflüchteten schützen können.
Wir danken allen aktiven Moderator*innen und Gästen, die sich gemeinsam diesen durchaus herausfordernden Themen gestellt haben!
→ Nehmen Sie Kontakt mit uns auf: migration[at]governance-platform.org