Das Projekt „Zusatznutzen als Treiber der energetischen Gebäudesanierung“ hatte zum Ziel, mehr Klarheit in die gesellschaftliche Debatte über die vielfältigen Nutzen (Multiple Benefits) der energetischen Sanierung zu bringen. Konkret brachte die Trialog- und Workshop-Reihe die Perspektiven und Anknüpfungspunkte von Stakeholdern aus Wirtschaft, organisierter Zivilgesellschaft, Politik & Verwaltung, und der Wissenschaft über Zusatznutzen der energetischen Sanierung zusammen, um gemeinsam Ideen zur Quantifizierung und Kommunikation dieser Zusatznutzen zu entwickeln.
In diesem interaktiven Diskussionsatlas sind die Erkenntnisse des gesamten Projektes eingeflossen. Dazu gehören Antworten auf die Fragen welche vielfältigen Nutzen die energetische Gebäudesanierung bietet, welche Zusatznutzen von den Stakeholdern als besonders wichtig erachtet werden und wie sich Zusatznutzen messen lassen. Schließlich führen wir aus, welche Handlungsempfehlungen sich daraus ableiten lassen.
Mit diesem neuartigen Format möchten wir einen ebenso ansprechenden und unterhaltsamen wie informativen Beitrag zur Debatte rund um Zusatznutzen der energetischen Gebäudesanierung leisten. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Durchklicken des Diskussionsatlas.
Zum Projekt: Methoden zur Quantifizierung und Kommunikation der Zusatznutzen entwickeln
In dem gewählten Multi-Stakeholder-Ansatz wurden Instrumente diskutiert, wie der Mehrwert der energetischen Sanierung ermittelt und kommuniziert werden kann. Die sich daraus ableitenden Kommunikations- und Handlungsempfehlungen sowie die ermittelten Grundkonsense und offene Fragen zum Thema können Sie im Abschlussbericht und im interaktiven Diskussionsatlas nachlesen.
Hintergrund – energetische Sanierung notwendig für Klimaschutz
Dem Gebäudesektor kommt eine besonders hohe Relevanz für den Klimaschutz zu: Ineffiziente Heiztechniksysteme und schlechte thermische Außenhüllen machen den Gebäudesektor zu einem zentralen Verursacher von Treibhausgasemissionen. In Deutschland sind Gebäude für 35 % des Endenergieverbrauchs verantwortlich und produzieren knapp ein Drittel aller Treibhausgasemissionen.
Nach dem Energiekonzept der Bundesregierung soll bis 2050 ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand in Deutschland bestehen. Dabei ist der Großteil des Gebäudebestandes im Jahr 2050 bereits heute gebaut. Das bedeutet, dass Energieeinsparungen vor allem durch Sanierung erzielt werden müssen. Mit der aktuellen Sanierungsrate von 1% pro Jahr würde es jedoch noch Jahrzehnte dauern, um den heutigen Bestand auf das angestrebte niedrige Verbrauchsniveau zu bringen.
Gesellschaftlicher Nutzen der energetischen Sanierung ist vielfältig
Die energetische Sanierung von Gebäuden verringert die Energiekosten und erhöht Energiesicherheit, sie schafft Arbeitsplätze, erhöht den Komfort und Gesundheitsschutz seiner Nutzer*innen und bringt ökologische Vorteile in Form von verbesserter Luftqualität und niedrigeren Emissionen.
Damit Sanierungsmaßnahmen tatsächlich angestoßen und umgesetzt werden, muss die Sanierung im konkreten Fall einen Nutzen für die Gebäudeeigentümer oder den Investor bieten. Dieser Nutzen wird bisher oftmals auf den Faktor der eingesparten Energiekosten reduziert. Die eingesparten Energiekosten allein bieten jedoch selten genügend Anreize für die nötigen, oft anspruchsvollen energetischen Sanierungsmaßnahmen. Bisher werden die sogenannten Zusatznutzen (oftmals auch Multiple Benefits genannt) kaum in den Kosten-Nutzen-Analysen berücksichtigt und kommuniziert, da sie nicht einheitlich quantifizierbar und für den Investor nicht monetarisierbar sind. Es mangelt diesbezüglich an betriebswirtschaftlichen Instrumenten und Methoden, auch wenn zu den Auswirkungen der Gebäudesanierung auf Volkswirtschaft, Beschäftigung, Volksgesundheit oder Steueraufkommen zahlreiche Studien existieren.
Wir sehen eine Chance darin, die Zusatznutzen besser herauszustellen, zu quantifizieren und an die relevanten Stakeholder zu vermitteln.
Das Projekt wurde von der Berlin Governance Platform (BGP) und dem Buildings Performance Institute Europe (BPIE) durchgeführt und durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.
05/2019 – 07/2020
Anne Höh, Katja Treichel, Prof. Dr. Gesine Schwan